Nach vier Runden hat unser Nachwuchsküken Amelie einen sensationellen 5. Platz bei der Weltmeisterschaft erreicht. Als erste Deutsche Teilnehmerin überhaupt und mit 11 Jahren als jüngste Teilnehmerin in der gesamten Historie der World Deaf Golf Federation (WDGF).
Am ersten Tag war Amelie mit 90 Schlägen sogar Tages Vierte und hatte ein Kopf an Kopf Duell mit der Weltmeisterin 2014 Patricia Lopez (89 Schläge) geliefert. Amelie war sehr stolz auf Ihre Leistung am ersten Tag und hatte uns alle sehr überrascht mit ihrer sehr sicheren Leistung. Ihr Vater Edib begleitete sie als Caddy und Mutter Olga blieb stets immer in der Nähe des Geschehnisses. In den folgenden 3 Tagen konnte sie leider nicht mehr an ihre Form vom Eröffnungstag anknüpfen. Das schwierige an diesem Platz waren die schmalen Fairways und die schnellen Grüns, wobei alle Golfer/innen ihre Probleme hatten. Es wurden von den Golfer so viele Bälle wie noch nie verloren. Vor allem die Grüns waren von der Beschaffenheit ungewöhnlich uneben mit vielen Breaks, wobei dies viele Taktische Routen erforderlich machte, um den Ball möglichst nah am Loch zu Platzieren. Hier spielt vor allem Erfahrung eine große Rolle. Auch der etwas harte Wind tut sein Übriges, um lange Bälle vom Abschlag her vom Kurs abzubringen. Hierfür benötigt man schon sehr viel an Erfahrung, um die richtige Flugbahn möglichst genau zu berechnen. Amelies Schläge sind im Vergleich zu ihren älteren Konkurrentinnen noch nicht so kraftvoll, was ihr auch keine so große Reichweite bringt. Aber der leichte Vorteil lag darin, möglichst viele Bälle auf das Fairway zu platzieren, was auch einen leichteren Schlag Richtung Zielloch bringt. Man muss sich vorstellen, dass weite Bälle wegen dem Wind über eine große Entfernung schwerer auf dem Fairway zu halten sind, da diese meist vom Kurs abdriften. Amelie war sehr darauf bedacht Sicherheitsschläge und weniger Risiko einzugehen als Ihre Gegnerinnen. Das hatte am ersten Tag noch sehr gut funktioniert. Die nächsten Tage hatte sie eher Probleme auf dem Grün, wobei sie mehrere Versuche brauchte, um den Ball einzuputten. Dies ist auch der schwierigen Beschaffenheit des Grüns geschuldet. Diese Art von Grüns hatte Amelie noch nicht allzu oft Trainiert.
Bei den Herren gewann erstmals in der Gehörlosen Golf Geschichte ein Deutscher. Kein geringerer als Amelies Golfclub Kamerad in St. Leon Rot, Allen John, der als Favorit in das Prestigeträchtige Turnier ging und das gesamte Geschehen klar dominierte. Der ehemalige Golfprofi aus St. Leon Rot benötigte nur 289 Schläge und unterbot damit den Gehörlosen Golf Weltmeisterschaftsrekord aus dem Jahr 2012 von Jack Alexander McLeod um einen Schlag (290). In der Gesamtwertung lag Allen John sehr deutlich vor dem Zweitplatzierten Engländer Paul Daniel Waring mit (310 Schläge) und dem ex Weltmeister aus den USA aus dem Jahr 2006 Brandon Babineaux (314 Schläge). Allen gelang noch am ersten Tag am Loch 17 ein Eagle (2 Schläge unter Par). Die Löcher 17 und 18 waren anscheinend Allens Spezialität im gesamten Turnier, da er an jedem Tag mindestens mit einem Birdie mit Ausnahme am letzten Tag an Loch 18 mit einem Par, abgeschlossen hatte.
Das Deutsche Herren Team, angeführt von Allen John (289 Schläge) mit Matthias Becherer (335), Peter Scheel (354), Paul Neumann (367) und André Vorndamme (383) haben zusammen 1343 Schläge benötigt (Es werden nur die beste jeweilige Runde aus den besten 4 Golfern berücksichtigt) und wurden nur von den USA bestehend aus Babinieux/Brumm/Mabashov/Tokioka/Pedroza/Kim/Wantuck/Houston mit 1312 Schlägen unterboten. Das Deutsche Team errang damit die Vize Weltmeisterschaft in der Teamwertung. Auch der Deutsche Gehörlosen Golfverband ist sehr stolz auf diese Leistung, da diese erstmals auf dem Podium standen. Dritter wurde Gastgeber Dänemark mit 1366 Schlägen. Dem Deutschen Team ist dank Allen John ein ganz großer Sprung gelungen in die Weltspitze vorzustoßen. Bei den Damen gab es leider keine Teamwertung für die Deutsche Mannschaft, da Amelie als einzige Dame bei der Weltmeisterschaft teilgenommen hat. Wir hoffen durch Amelies Erfolg die Aufmerksamkeit unentdeckter Gehörloser und Schwerhöriger Talente bei den Damen in ganz Deutschland geweckt zu haben, sich dem Deutschen Gehörlosen Sportverbandes anzuschließen.
Nach dem Ende des Turniers bekam Amelie von den Australischen Golfern Jack Alexander McLeod, Luke Ellis und Jack Beasley das Teammaskottchen der Australier „Joe“ geschenkt. Der Australier Jack Alexander McLeod war bis dato noch der jüngste WM Teilnehmer aller Zeiten. Im Jahr 2012 nahm er als 16 Jähriger erstmals bei der Weltmeisterschaft in Japan teil und gewann auf Anhieb den Titel mit einer niedrigen Rekordschlagzahl von 290. Amelie hat ihn in diesem Turnier mit 11 Jahren als jüngste Teilnehmerin aller Zeiten abgelöst, worauf wir alle sehr stolz sind. Somit hat Amelie in dieser Hinsicht bereits Welt Gehörlosen Golf Geschichte geschrieben. Jeder, der beim Turnier dabei war, ob Zuschauer, Golfer, Caddie oder Funktionär, alle waren sehr tief von Amelie beeindruckt und hatten sie sehr schnell ins Herz geschlossen. Bereits am ersten Tag hatte Amelie die gesamte Gehörlosen Golf Welt im Sturm erobert. Sie steckte alle mit ihrer guten Laune an und machte auch auf dem Platz eine Top Figur. Es war erstaunlich, wie viele Fans sie vor Ort hatte, denn auch die anderen Nationen hatten sie lautstark angefeuert. Sie konnte sich am Ende kaum vor Selfies retten.
Beim Abschlussbankett hielt der Präsident des World Deaf Golf Federation eine tolle Rede über Inspiration. Amelie wurde auf die Bühne gebeten und mit dem „President‘s Award“ geehrt, die für die höchste Inspiration des Turniers ausgezeichnet wurde. Mit stürmischem Applaus und Standing Ovations verabschiedete sie sich von der Bühne.
Für den Deutschen Gehörlosen Golfverbandes war das Turnier ein voller Erfolg, nachdem man in all den Jahren seit Gründung der World Deaf Golf Federation (WDGF) im Jahr 1994 die Top Ten verpasste. Und auch bei unseren Damen konnten wir endlich erstmals jemanden präsentieren. Amelie ist mit ihren 11 Jahren noch erstaunlich jung, sodass wir ganz sicher in Zukunft noch viel von ihr hören werden. Der 5. Platz war selbst für uns alle eine große Überraschung, da man nach den Handicaps zu urteilen einen Platz zwischen 9 und 10 erwartet hätte. Wir sind sehr stolz und glücklich Amelie in unseren Reihen zu haben und freuen uns auf eine schöne Zeit mit ihr auf und neben dem Golfplatz. Müde, aber glücklich nach dem strapaziösen Turnier kam Amelie mit ihren Eltern am Samstag in St. Leon Rot an, mit dem Gedanken sobald wie möglich wieder an einem Internationalen Gehörlosen Golfturnier teilzunehmen. Diese tolle Stimmung wird sie und ihre Eltern nie vergessen. Das nächste internationale Turnier ist die European Deaf Challenges 2017 in England. Bis dahin wird sie eifrig weiter und mit sehr viel Zuversicht trainieren.
Zusammenfassung der Ergebnisse:
- Allen John (Weltmeister Herren 2016)
- Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin (5. Platz Weltmeisterschaft Damen 2016)
- Deutsche Mannschaft Herren (Vizeweltmeister 2016)