11. Deutsche Gehörlosen Golf Meisterschaften in Achim 16.06.-17.06.2017

Erfolgreiches Erlebnis unserer Nachwuchsgolfer bei der DGM in Achim: Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin Deutsche Gehörlosen Golfmeisterin Damen im Zählspiel 2017

Nach einer sehr langen Pause von über 5 Jahren kehrte Dennis Stadtmüller wieder auf den Golfplatz zurück. Schon am 14.06. reiste er nach Achim, um den Golfplatz gleich noch am selben Abend zu inspizieren und seine Ersten Schläge nach so langer Zeit zu machen. Es war zumindest sehr schwer den Rhythmus zu finden. Die lange Abwesenheit vom Golfspielen hat Spuren hinterlassen. Das Erarbeiten des Stellungsspiels und Bewegungsabläufen auf Anhieb hat Dennis stark priorisiert. In der Vergangenheit hatte er sich zu 75% auf den Driver verlassen, das er nach einer kurzen Eingewöhnungszeit doch wieder verworfen hatte. Das Training mit den Eisen 4-9 hat neue Erkenntnisse gebracht. Mehr als 2 1/2 Stunden Zeit blieb ihm nicht mehr, da kurz vor Einbruch der Dunkelheit der Rasen an der Driving Range bewässert wurde und er dann das Abschlagsspiel abbrechen musste.

v.l. Nico Guldan, Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin, Dennis Stadtmüller
(Achim am 17.06.2017)

Unsere neue Nachwuchshoffnung Nico Guldan reiste ebenfalls mit seinem Vater Peter bereits am Mittwoch erst 2 Stunden nach Dennis an und blieb direkt im Hotel. Am Morgen den 15.06. trafen sie sich zum Aufwärmen auf der Driving Range. Um 11:40 ging es direkt auf den Platz, um die Proberunde zu absolvieren und den Platz kennen zu lernen. Die Temperaturen bewegten sich um die 28 Grad und die Zwischenwege zu den nächsten Löchern waren ungewöhnlich lange, das Dennis sehr zu schaffen gemacht hatte. Nico dagegen ging praktisch spazieren und man merkte ihm kaum an, dass ihn das anstrengt. Insgesamt liefen sie rund 11 km (lt. der Messuhr von Peter Guldan). Festhalten muss man, dass Dennis von Nicos Fitneß beeindruckt war. In der Proberunde gelang Dennis 129 (+57 über Par) Schläge im Zählspiel und Nico dagegen kam mit 78 (+6 über Par) Schlägen deutlich besser zurecht und war aber selbst nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Aber das ist nach jeder Proberunde nichts ungewöhnliches. Man lernt dadurch den Platz kennen und entwickelt taktische Strategien die Schlagrichtungen zu optimieren. Nico hat sich für jedes Loch Notizen gemacht, wie er das Beste herausholen kann. Dennis dagegen war zu sehr damit beschäftigt den Rhythmus zu finden. Es gab Phasen, da funktionierte vieles und Phasen, wo nichts lief. Dennis und Nico beendeten den 18 Loch Platz gegen 16 Uhr. Nico begab sich mit seinem Vater zum Hotel, um sich auf den morgigen 1. Turniertag vorzubereiten, das schon sehr früh mit dem 1. Flight um 9:00 Uhr begann.

Unser Nachwuchsküken Amelie traf mit ihren Eltern zwischenzeitlich nach einer sehr gestressten langen Fahrt mit über 8 Stunden im Golfclub ein. Sie hatte noch am Mittwoch in St. Leon Rot den 1. Gilmore Jugendcup gespielt und konnte deswegen auch erst am Donnerstag früh aus Schwetzingen abfahren. Ursprünglich war geplant zusammen mit Dennis und Nico auf die Runde zu gehen. Durch das sehr späte Eintreffen drehte sie alleine mit ihren Eltern die Runde. Gegen 18:30h nach 9 Löchern musste sie entnervt wegen lautem Gewitter und heftigem Regenfall die Runde abbrechen. Amelies Laune war im Keller. Ein Besuch beim unweit liegenden McDonalds in Achim zusammen mit Mama Olga und Dennis heiterte sie auf, da sie sich mit ihrem geliebten Chicken Nuggets den Frust von der Seele essen konnte.

Freitag 16.06. Tag des Turniers Runde 1:
Nico Guldan war zusammen mit Weltmeister Allen John und dem Münchner Matthias Becherer bereits um 9:00 Uhr an den Start gegangen. Die Windverhältnisse spielten mit 36 km/h verrückt und trotzdem spielten sowohl Allen John mit 68 Schlägen (-4 unter Par) und unsere neue Nachwuchshoffnung Nico mit 72 Schlägen (ein klassisches Par) eine ganz starke Runde. Matthias Becherer kam mit 77 Schlägen (+5 über Par) weniger gut zurecht. Man muss aber anmerken, dass es ihm bei diesen Windverhältnissen dennoch ganz ordentlich lief. Der Neu Bielefelder Paul Neumann kam im 2. Flight mit Peter Scheel und seinem Teamkollegen Andre Vorndamme sehr gut zurecht und benötigte nur 74 Schläge (+2 über Par). Peter Scheel mit 80 Schlägen (+8 über Par) tat sich etwas schwerer, während Andre Vorndamme mit 97 Schlägen (+25 über Par) seinen Schläger am liebsten weggeschmissen hätte.

Die nachfolgenden Flights wurden gegen Mittag und Spätnachmittags von heftigen Windböen und teilweise einsetzendem Regen am Spielfluss gehindert. Sogar Amelies Trolley fiel nach einer starken Windböe einfach um. Um 10:30 Uhr startete die große Favoritin bei den Damen Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin, die schon im letzten Jahr wie ein Blitz aus heiterem Himmel zum DGS gestoßen war und auf Anhieb alle Rekorde brach. Ihr Vater Edib begleitete sie als Caddy. Zusammen mit der erfahrenen Antoinette Brücher aus Köln und der neuen Nachwuchshoffnung aus München, die 14 Jährige Stefanie Mayer, begleitet von ihrem Vater als Caddy. Sie konnte ihr Handicap im vergangenen Jahr von 15,7 auf 11,4 verbessern und galt als größte Herausforderin von Amelie (HCP 9,1). Ein enges spannendes Duell der jüngsten Damenpaarung, die der Deutsche Gehörlosengolfsport je gesehen hatte, dürften wir alle mit großer Freude entgegensehen. In den ersten 9 Löchern erspielte sich Amelie zwei Birdies (-1) auf Loch 3 und 6 und zwei Bogeys (+1), sodass sie mit einem „even“ (+/- 0) in die nächsten 9 Löcher ging. Stefanie ging mit (+8) Schlägen aus den ersten 9 Löchern hervor. Bei Loch 10-18 ließ die Konzentration bei Amelie etwas nach und erspielte sich damit zwei Doppel Bogeys (+2) und zwei Bogeys (+1). Am Ende des Tages kam Amelie auf 78 Schlägen (+6 über Par). Stefanie kam am Ende des Tages auf 89 Schlägen (+17 über Par). Der Tagessieg ging an Amelie. Noch ist nichts entschieden, aber Amelie hat sich einen 11 Schläge Vorsprung erarbeitet.

Bei den Herren Stablefords trat Dennis erstmals nach über 5 Jahren wieder an. Im späten Flight um 11:40 Uhr ging er mit dem Bielefelder Günter Freßmann und dem Münchner Klaus Evers an den Start. Sein Spiel war mit sehr wechselhaften Leistungen geprägt. Den Rhythmus, den er suchte, fand er nur ganz selten. Seine beste Tages Leistung waren 5 Bogeys (+1). Die restlichen Löcher gingen weit über Limit, davon wurden 6 Löcher gestrichen (nicht gewertet). In der netto Wertung erspielte sich Dennis nur 26 Nettopunkte und belegte den 7. Platz in der Tageswertung. Zum Vergleich der führende Carsten Blatz (Kölner GSV) erspielte sich 43 Nettopunkte und war für Dennis unerreichbar.

Samstag 17.06. Tag des Turniers Runde 2:
Das Wetter war im Vergleich zum Freitag deutlich milder. Der Wind war nur noch halb so kräftig wie am Vortag. Beste Zeichen für ein besseres Spiel. Die Flights wurden diesmal in umgekehrter Reihenfolge gestartet. Die Schwächsten des Vortages dürfen zuerst ran. Dennis begann den Flight um 9:10 Uhr. Er ist dabei fast zu spät gekommen, da er beim Aufwärmprogramm an der Driving Range die Zeit unterschätzt hatte. Den langen Weg von der Driving Range zum Loch 1 musste er teils in voller Ausrüstung rennen (ca. 8 min lang war der Weg). Am Start standen Sylke Heinrich und Patrick Fechtelpeter beide aus Bielefeld Abschlagsbereit. Beim Aufwärmen hatte Dennis ein sehr gutes Gefühl für das Turnier gehabt, da über 90% der Bälle in 60 Meter Pitches das Grün in hohem Bogen erreichte. Das Stellungsspiel und die Pitchschläge waren für Dennis Verhältnisse ausgezeichnet. So ging er mit breitem Selbstbewusstsein ins Spiel. Dennoch gelang ihm in den ersten 7 Löcher so gut wie nichts. Mindestens ein Triple Bogey (+3) bzw. drei gestrichene (nicht gewertete) Löcher schlugen ihm zu Buche. Von Loch 8 bis Loch 12 hat Dennis seine beste Phase im ganzen Turnier gezeigt. Ein Par (+-0) auf Loch 11 war sein Highlight und drei Bogeys (+1) an den Löchern 8, 9 und 12 wovon eines beinah in einem weiteren Par endete. Ab Loch 13 verlor er wieder den Faden und besser als ein Triple Bogey (+3) sprang nicht mehr heraus. Die letzten 3 Löcher gingen erneut ohne Wertung zu Ende. Somit blieb ihm am Ende nur noch 23 Nettopunkte, damit verschlechterte er sich im Vergleich zum Vortag. In der Gesamtwertung fiel er auf den geteilten 9. Rang zurück.

Bei den Damen ging Amelies Finalflight mit Stefanie Mayer (GBF München) und Antoinette Brücher (Kölner GSV) um 11:10 Uhr los. Die ersten 9 Löcher lief für Amelie nicht ganz zu ihrer Zufriedenheit. Vier Pars (+-0) und fünf Bogeys (+1) und somit +5 Schläge über Par. Stefanie tat sich deutlich schwerer und blieb bis Loch 9 mit +12 Schlägen deutlich zurück. Am Ende blieb sie mit insgesamt 95 Schlägen (+23 über Par) deutlich hinter ihren Erwartungen zurück. Es machte ihr noch zu schaffen, auf ihr heißgeliebtes CI zu verzichten. Im Golf kann man es sich nicht immer erklären, warum es trotz besserer Bedingungen nicht besser läuft. Über ihre Leistung ist Stefanie recht unglücklich, trägt es aber mit Fürstlicher Fassung. Auch Amelie hätte sich sicherlich ein besseres Zweittages Ergebnis gewünscht. Auf Loch 9 und 18 sind die Birdie Puts leider nicht gefallen, sodass sie diese mit jeweils einem Par beendete. Am Ende des Tages blieb sie mit 81 Schlägen (+9 über Par) noch hinter den Erwartungen des Vortages. Dennoch reichte es doch ganz souverän für die Titelverteidigung mit 159 Schlägen +25 Schlägen Vorsprung auf die zweitplatzierte Stefanie Mayer mit 184 Schläge. Somit ist Amelie Deutsche Damen Meisterin 2017 im Zählspiel. Wir, der GSV Heidelberg gratulieren Amelie ganz herzlich zu Ihrer Titelverteidigung. Amelie strahlte übers ganze Gesicht, als sie bei der Siegerehrung ihre Trophäe überreicht bekam. Dennoch dürfte man Stefanie Mayer auch als Gewinnerin bezeichnen, da man ihr mit ihren recht jungen 14 Jahren großes Potenzial bescheinigen kann. Der Deutsche Gehörlosen Golfverband dürfte stolz auf seine zwei jüngsten Talentierten Schützlinge sein, die in naher Zukunft die Weltgolfelite beherrschen könnte. Wenn die Entwicklung so weiter geht, ist es das Traumduo der Zukunft schlechthin.

v.l. Stefanie Mayer, Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin

Bei den Herren startete unser Neuzugang Nico Guldan mit 3 Pars (+-0) in Serie, ehe er langsam den Rhythmus verlor. Mit insgesamt 7 Bogeys (+1) und zwei double Bogeys (+2) konnte er sich nicht mehr an seine Vortagesform anknüpfen und fiel in der Gesamtwertung auf den 4. Rang zurück. Dementsprechend tief enttäuscht ist Nico über seine Form am 2. Turniertag. Dennis musste ihn aufmuntern, dass seine Zeit noch kommen wird und er besonders froh ist, Nico im Team Heidelberg zu haben. Im Verlauf des Abschlussbanketts fand er seine fröhliche Miene wieder und fand sich zu Späßen auferlegt. Allen John spulte sein Programm souverän ab und zeigte mit einem Eagle (-2 unter Par) an Loch 17 seine ganze Klasse. Am Ende des Tages kam er wie am Vortag ebenfalls auf 68 Schlägen (-4 unter Par). In der Gesamtwertung benötigte er sensationelle 136 Schläge und unterbot seinen alten Gehörlosen Turnier Rekord (149 Schläge) aus dem Vorjahr glatt um -13 Schlägen. Dieser Rekord könnte für die Ewigkeit bestimmt sein. Somit ist Allen John Deutscher Herren Meister 2017 im Zählspiel. Zweiter wurde der Münchner Matthias Becherer, der mit 73 Schlägen seinen verkorksten Vortag noch wettmachte und insgesamt nur 150 Schläge benötigte. Dritter wurde der Neu Bielefelder Paul Neumann mit 152 Schläge, dem die Erleichterung ins Gesicht geschrieben war, noch den dritten Platz behalten zu dürfen, nachdem er im Finaltag nicht mehr an seine Topleistung aus dem Vortag anknüpfen konnte.

Allen John, Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin
(Achim 17.06.2017)
v.l. Stefanie Mayer, Verbandsfachwart Marc Brücher, Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin, Nico Guldan
(Achim 17.06.2017)

Beim Abschlussbankett wurden alle Sieger geehrt und besonders blieb der Titel bei den Herren und Damen in St. Leon Rot (Amelie und Allen). Der Deutsche Gehörlosen Golfverband darf sich über zwei weitere Talente, Nico Guldan und Stefanie Mayer große Hoffnungen für die Zukunft machen. Dies freut vor allem dem Gehörlosen Golf Bundestrainer James Taylor der extra zum Finale anreiste, um seine neuen Schützlinge zu beobachten. Es ist ihm ein großes Anliegen den Konkurrenzkampf anzuheizen, um das Niveau der Deutschen Mannschaft zu heben. Mit den beiden jüngsten Damen Amelie und Stefanie in unserer noch recht jungen Deutschen Gehörlosen Golfgeschichte, können wir mit großer Freude entgegensehen. International werden wir von beiden Damen sicherlich noch Großes erwarten dürfen.

v.l. Paul Neumann, Nico Guldan, Allen John, Bundestrainer James Taylor und Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin

Unsere Stars Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin und Nico Guldan werden zusammen vom 18.07.-28.07. in Samsun (Türkei) bei den prestigeträchtigen Deaflympics mit dem Nationalkader antreten. Der GSV Heidelberg darf zurecht stolz auf seine jüngsten Talente sein, die das größte Kontingent für die Deaflympics im Golf bilden. Einen Monat später steht wieder ein Internationales Turnier auf dem Programm. Vom 23.08.-26.08. in Ganton (England) wird Amelie erstmals die European Deaf Challenge spielen, die normalerweise erst ab 14 Jahren gespielt werden darf. Eine Ausnahmegenehmigung erhielten wir vom Kommitee mit Unterstützung vom Präsidenten des Gehörlosen Golf Weltverbandes WDGF Simeon Hart. Und ebenfalls ein herzliches Dankeschön an unseren Verbandsfachwart Marc und seiner Ehefrau Antoinette Brücher für die Unterstützung.

Der GSV Heidelberg drückt den Golfern des Deutschen Gehörlosen Sportverbandes ganz fest die Daumen und ganz besonders unseren Schützlingen Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin und Nico Guldan.

Zusammenfassung der Ergebnisse:

  • Amelie Paloma Gonzalez Podbicanin (Deutsche Gehörlosen Golf Meisterin im Zählspiel Damen 2017)
  • Nico Guldan (4. Platz im Zählspiel Herren)
  • Dennis Stadtmüller (9. Platz in der Stablefordwertung Herren)

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.gsv-heidelberg.de/?p=6101